In diesem Bereich sieht es inzwischen zappenduster aus. Tatsache ist, dass die Transportindustrie Amerikas einen solch herben Abschwung wie zu diesem Zeitpunkt seit der globalen Finanzkrise nicht mehr durchlebt hat. Und warum sollte es auch anders sein?! Immerhin deuteten die zuletzt publizierten Einkaufsmanagerindizes für das produzierende Gewerbe / die Industrie und für den Dienstleistungssektor mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine bald einsetzende Schrumpfung der Aktivitäten in beiden Bereichen hin.

Darüber hinaus geben die aus Amerikas Transportgewerbe eingehenden Daten definitiv Anlass zu Besorgnis. Denn die inneramerikanischen Frachtraten sinken auf Jahresbasis nun bereits seit sechs Monaten in Folge. Der größte Schock erfolgte im Monat Mai, in dem die zwischen Anbietern und Kunden ausgehandelten Transportkapazitäten an den Spot-Märkten im Jahresvergleich um 62,6 Prozent (!) einbrachen.

Auch der aufmerksam beobachtete Cass Freight Index deutet darauf hin, dass Einzelhändler und Industriebetriebe im ersten Halbjahr 2019 weit weniger Güter befördert haben als im vergangenen Jahr. Die Aktivitäten an den Spot-Märkten reflektieren die Veränderungen in Bezug auf die Nachfragesituation im inneramerikanischen Transportgewerbe laut Analysten mit am besten.

Und aus eben diesem Grund wird auf Basis der aktuellen Datenlage vielerorts inzwischen davon ausgegangen, dass sich die Vereinigten Staaten zum aktuellen Zeitpunkt in einer Transportrezession befinden. Wer hierzu die globalen Handelsdaten und -aktivitäten aufmerksam im Auge behält, erkennt, woher der Wind hauptsächlich zu wehen scheint.

In Amerikas Transportbranche wird mancherorts mittlerweile von einem “Blutbad” gesprochen. Es sind nicht nur kleine und mittelgroße Spediteure, sondern auch große Logistikkonzerne in den USA, deren Gewinne deutlich nach unten tendieren, nachdem sich abzuzeichnen beginnt, dass sich der Fabrikausstoß im Land weiterhin in einer Abschwächung befindet.

Und so bleibt es auch nicht aus, dass die Anzahl der eingereichten Insolvenzanträge im Gewerbe im laufenden Jahr zugenommen hat. Unter den größten Transportunternehmen, die den Gang zum Gericht antreten mussten, befand sich bis dato die Firma New England Motor Freight, immerhin die Nummer 19 unter den zwanzig größten Transportbetrieben in den USA.

Auch das Unternehmen Falcon Transport schloss in diesem Jahr seine Pforten, um in diesem Zuge zu Beginn des zweiten Quartals knapp 600 Mitarbeiter zu entlassen. Analysten warnen davor, dass es möglichst bald wieder zu einer anziehenden Nachfrage an den Märkten kommen müsse, um nicht Gefahr zu laufen, einer sich beschleunigenden Insolvenzwelle im Sektor ins Auge zu blicken.

Doch wie groß sind die Chancen und Wahrscheinlichkeiten auf eine solche Entwicklung? Dass auf Amerikas Transportfirmen ein Sturm zukommt, zeigen mittlerweile alle gängigen und am aufmerksamsten beobachteten Barometer und Indikatoren. Wer das Niveau dieser Indikatoren mit dem Vorjahreszeitraum vergleicht, erkennt unweigerlich, dass ein starker Abschwung im Sektor eingesetzt hat.

So litt der Cass Freight Index im Monat Mai unter dem schärfsten Einbruch seit November 2009. In diesem Zuge sank das transportierte Frachtvolumen in den USA im Mai um sechs Prozent im Vergleich mit dem Vorjahresmonat, nachdem es in den fünf Monaten zuvor bereits zu deutlichen Rückgängen auf Jahresbasis gekommen war. Der Cass Freight Index bildet die inneramerikanisch transportierten Güter und Waren im Konsum- und Industriegewerbe ab.

Hierzu gehören Transporte via LKWs, Eisenbahnen, Flugzeugen und Frachtschiffen. Im letzten Jahr sah hingegen alles noch ganz anders aus. Vor nicht einmal zwölf Monaten befand sich das Transportgewerbe in den USA noch inmitten eines “Booms”, was dazu führte, dass Unternehmen rekordhohe Bestellungen für großvolumige Fracht-LKWs tätigten.

Zu diesem Zeitpunkt sahen sich viele Unternehmen des Gewerbes nicht dazu in der Lage, die hohe Transportnachfrage unter Einzelhändlern und Industriefirmen zu befriedigen, was die Frachtpreise nach oben beförderte. Wie sich nun zeigt, dürfte es sich speziell unter Amerikas Einzelhändlern um eine vorgezogene Nachfrage aufgrund der ab September 2018 erhobenen US-Sonderzölle auf chinesische Wareneinfuhren gehandelt haben.

Dass sich die Lage im inneramerikanischen Transportgewerbe nun massiv verdunkelt, zeigen auch jüngst publizierte Daten der großen amerikanischen Seehäfen im Bundesstaat Kalifornien, wo sich die Aktivitäten über die letzten Monate ebenfalls teils deutlich abgekühlt haben. Dass die Bestellungen und Registrierungen von schweren LKWs der Klasse 8 in einem solchen Umfeld bis ins Jahr 2019 hinein auf neue Reordhochs geklettert sind, verheißt nichts Gutes.

Denn sinkt die Nachfrage – wie über die letzten sechs Monate – gibt es für diese LKWs keine ausreichenden Transportgüter, womit deren Besitzer ihre zum Erwerb aufgenommenen Kredite fortan nur noch schwer zu bedienen in der Lage sein werden. Und so verwundert es auch nicht, dass die Bestellungen für LKWs der Klasse 8 laut ACT Research im Mai um satte 70 Prozent (!) im Vergleich mit dem Vorjahresmonat eingebrochen sind.

Auf Monatsbasis belief sich das Minus auf 27 Prozent. Im Vergleich mit den ersten fünf Monaten des Vorjahres stürzten die Bestellungen für LKWs der Klasse 8 im laufenden Jahr um 64 Prozent ab. Wer sich um den Wichtigkeitsgrad des Transportgewerbes in Amerika bewusst ist, wird sich unweigerlich die Frage stellen, wie so etwas in einer “boomenden” Wirtschaft, als welche sie US-Präsident Trump nahezu täglich in seinen Tweets bezeichnet – vor sich gehen kann?!!

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